Um die Situation und den Fortschritt unserer Projekte in Burkina Faso

beurteilen zu können, weilten Regina Patrizzi und Peter Schöchlin vom

21. Februar bis 11. März erneut in Burkina Faso. Im Gegensatz zu 2011,

als wir zur gleichen Zeit in diesem Land weilten, war es weniger heiss.

Allerdings machte uns – wie letztes Jahr – der ständige starke Wind mit

dem aufwirbelnden Staub zu schaffen. Unsere Reise in diesem Berichtsjahr war sehr intensiv und höchst interessant. Das hängt auch damit zusammen, dass wir das erste Mal seit unserer ersten Reise im Jahr 2001, während ein paar Tagen private Ausflüge unternahmen.


Besuche des Nationalparkes Kaboré-Tampi, der Ranch Nazinga und des Dorfes Toézouri


Nach unserer Ankunft in Ouagadougou logierten wir – wie üblich – bei unseren Freunden, der Familie Nikiéma. Zusammen mit Michel Nikiéma unternahmen wir die Ausflüge nach dem Nationapark Kaboré-Tampi, der Ranch Nazinga und in das Dorf Toézouri.  

Der Nationalpark – benannt nach einem 1991 getöteten Wildhüter – liegt an der Strecke zwischen Ouagadougou und der Grenzstadt Pô (Grenze zu Ghana). Leider kann der Park nur auf der geteerten Strasse durchfahren werden und es braucht Glück, dass man Tiere zu Gesicht bekommt. Eindrücklich ist ein Besuch der Ranch Nazinga, welche rund 40 km westlich von Pô liegt und nur mit Geländewagen auf holperiger Piste erreichbar ist. In diesem ca. 1'000 km2 grossen Naturschutzgebiet haben wir Elefanten, Affen, verschiedene Antilopenarten, Warzenschweine und viele Vögel beobachten können. Ursprünglich gab es hier auch Löwen, diese sind aber von den Bauern in der Umgebung des Naturschutzparkes  wegen den Raubzügen auf das Vieh,  ausgerottet und vertrieben worden.

Nach der Rückkehr nach Ouagadougou fuhren wir für zwei Tage in das Heimatdorf von Michel Nikiéma, Toézouri (rund 30 km südlich von Ouagadougou). Dort besichtigten wir das im September 2011 eingeweihte Wasserauffangbecken (Barrage), das leider – infolge der ungenügenden Regenfälle im letzten Jahr – praktisch leer war.

Das Auffangbecken war vom Verein Evilard-Toézouri , der Gemeinde Evilard (BE) und westschweizerischen Hilfsorganisationen finanziert worden. Die BewohnerInnen hatten rund 10 Jahre auf das Auffangbecken gewartet. Es wäre ihnen sehr zu gönnen, wenn in der jetzigen, baldigen Regenzeit das Auffangbecken gefüllt würde und sie dann mit dem Anbau von Gemüse  beginnen könnten .


Frauenprojekte in der Region Kongoussi


Bei unseren diesjährigen Besuchen der Gemüseplantagen konzentrierten wir uns auf das Projekt in Badinogo und das Projekt der Frauen aus Sanrgho. Die Gemüseplantagen der Frauen in den Dörfern Koumbango und Lolouka sind weitgehend selbsttragend und müssen nur noch partiell von uns unterstützt werden. Wir konnten feststellen, dass die von uns im Laufe des Jahres finanzierten Anschaffungen und Materialen vorhanden und verwendet worden  sind.

Badinogo muss 2012 noch vermehrt Anstrengungen auf dem Weg  in die Selbständigkeit machen . In eingehender Diskussion mit den genossenschaftlich organisierten Frauen, dem Präsidenten der APRODES, Monsieur Kinda, einem Dorfältesten und uns, wurde beschlossen, dass die Frauen die Hälfte ihrer Einkünfte für die Weiterführung des Projekts im nächsten Jahr zurücklegen müssen.

Das Projekt Sanrgho ist erst  ein Jahr alt und muss deshalb noch etwas mehr unterstützt werden. Wir haben vom Präsidenten der APRODES verlangt, dass er uns für 2012 ein verbindliches, auf CHF 5'000 begrenztes Budget vorlegt.


Association Manegdbzanga (AM)


In dieser Bauerngenossenschaft, ca 25 km nordöstlich der Hauptstadt Ouagadougou gelegen, wurden wir wiederum sehr herzlich empfangen und  bestens betreut. Wir besuchten den Kindergarten, in welchem wir vor vier Jahren einen Brunnen finanziert hatten und eine Gemüseplantage. Da war es interessant, den Unterschied zu unseren Projekten in Kongoussi zu sehen.

Keinen Besuch machten wir bei den Dorfkrankenkassen (caisses mutuelles de santé), da wir – in Vereinbarung mit Solidar Suisse Zürich – bereits 2011 keine Zahlungen mehr daran  leisteten. Die Krankenkassen laufen gut, wurden regionalisiert und sind z.T. vom Staat unterstützt.

Die Krankenstation, welche wir innerhalb von 3 Jahren finanziert hatten ist jetzt vollständig fertigerstellt. Als Personal sind ein Krankenpfleger und eine Apothekerin angestellt. Die Station ist gut eingerichtet.

Am 10. März 2012 fand  eine grosse Einweihung der Krankenstation statt. Neben dem Gouverneur der Provinz, der ärztlichen Direktorin der Region, dem Distriktarzt und dem Repräsentanten der Solidar Suisse, Paul Ilboudo, waren alle Würdenträger der Region und   eine grosse Anzahl von DorfbewohnerInnen aus der nächsten Umgebung anwesend.


Ein grosses Bedürfnis ist der zusätzliche Bau einer Gebärstation (Maternité) auf dem Gelände der Krankenstation. Wir sind der Meinung, dass wir dieses Projekt finanzieren sollten und warten jetzt auf die entsprechenden Unterlagen seitens der AM und der Solidar Suisse.


Weitere Besuche


In Sanrgho unterstützen die Schreibenden seit längerer Zeit auf privater Basis Eltern, welche das Schulgeld für ihre Kinder nicht bezahlen können. Es handelt sich um ca. 120 SchülerInnen von gesamthaft rund 507 Kindern. Anlässlich unseres Besuches wurden wir von den Eltern, den Schülern der Schulleitung und den LehrerInnen sehr herzlich empfangen und machten Schulbesuche. Die Abrechnung der Schulgelder durch die beiden Verantwortlichen des Elternkomitees erfolgen auf eine sehr exakte und genaue Weise mit Vorlage der notwendigen Belege.

Die Eltern und die Schulleitung sind gewillt, die Situation der SchülerInnen und des Schulbetriebes (inkl. Hygiene und Essen) zu verbessern und haben ein konkretes Projekt ausgearbeitet. Nach einem ersten Studium sind wir der Ansicht, dass dieses Schulprojekt unterstützenswert wäre.

Interessant war auch der besuchte Frauentag in Ziniaré (eine Stadt rund 15 km östlich der AM). Im Gegensatz zu unserem Land, ist der 8. März ein Fest- und Ruhetag in Burkina Faso. Viele Frauen gehen an die Festumzüge und Demonstrationen in Burkina.


Höflichkeitsbesuche machten wir beim Gouverneur der Provinz, bei der ärztlichen Direktorin der Region und dem Distriktarzt.


Ruhiges Burkina 


Im Gegensatz zum Vorjahr war es in Burkina Faso in diesem Jahr ruhig. Einmal mehr konnten wir die grosse Toleranz feststellen welche unter den Religionen herrscht. Da arbeiten und leben Muslime, Christen und Animisten friedlich mit- und nebeneinander.

Manche andere afrikanische Staaten könnten sich hier ein Beispiel nehmen.



Winterthur, im März 2012                                                                                                                


Regina Patrizzi

                                                                                                                                                         

Peter Schöchlin

Reisebericht 2012

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Fotos zur Reise